Françoise Marie de Bourbon
Seconde Mademoiselle de Blois
Duchesse d’Orléans
(04.05.1677 - 01.02.1749)
Françoise-Marie de Bourbon kam am 04.05.1677 als illegitime Tochter von König Louis XIV. und dessen Mätresse Madame de Montespan auf Schloss Maintenon zur Welt. Das Mädchen war das sechste von insgesamt sieben Kindern und die fünfte Tochter.
Die bisherige Kinderfrau, Madame de Maintenon, war zwischenzeitlich die Geliebte des Königs. Daher wuchs Françoise-Marie nicht wie ihre älteren Geschwister in deren Obhut auf. Das Mädchen und ihr jüngerer Bruder Louis-Alexandre, Comte de Toulouse, wurden stattdessen in die Obhut von Madame de Montchevreuil gegeben.
Françoise Marie mit ihrer Mutter, Madame de Montespan, und den Geschwistern (Pierre Mignard)
Das Mädchen wurde gemeinsam mit dem jüngeren Bruder erst im November 1681 vom König legitimiert - bis dahin musste ihre Mutter fürchten, der König würde die beiden Kinder nicht mehr anerkennen, zumal sie nicht mehr die alleinige Favoritin des Königs und ihr Stern bereits am Sinken war.
Mit ihrer Adelung 1681 erhielt die kleine Françoise-Marie schließlich den Titel der Zweiten Mademoiselle von Blois.
Marie-Anne de Bourbon, die Tochter von Louise de La Vallière, trug bereits den Titel der Ersten Mademoiselle von Blois.
Françoise Marie (Pierre Gobert)
Die stolze und hochmütige junge Dame forderte für sich stets das Beste. Umso glücklicher war sie über ihre Vermählung mit einem Mitglied der Königsfamilie:
Am 18. Februar 1692 heiratete Mademoiselle de Blois den Prinzen Philippe II de Bourbon-Orléans (1674-1723), den Neffen ihres Vaters, in Versailles.
Dank der guten Partie stieg sie in einen höheren Rang in der Hofgesellschaft auf und stand nun höher als ihre ältere Schwester Mademoiselle de Nantes, die "nur" einen Prinzen von Geblüt geheiratet hatte. Françoise-Marie hingegen war nun eine Princesse!
Françoise Marie im Jahr 1692 (1834, Alexandre-François Caminade)
Dass ihre Ehe nicht glücklich werden würde, wusste sie. Zu oft wurde sie vor der Heirat gewarnt, dass ihr Gatte ein Lebemann war und viel zu flatterhaft. Doch dies war ihr egal. Sie soll sogar betont haben, dass er sie nicht lieben muss, sondern nur heiraten soll.
Der Charakter der jungen Frau wird oft als "hochmütig", "verdorben" und "schlecht" bezeichnet. Mehrfach eckte sie deshalb mit ihrer Mutter und vor allem mit ihrer Schwiegermutter, Liselotte von der Pfalz, an, die es ohnehin nicht verwinden konnte, dass ihr geliebter Sohn auf Anweisung des Königs einen Bastard heiraten musste, anstelle einer Prinzessin von königlichem Blute.
Françoise Marie (1692, François de Troy)
Eifersüchtige Wutausbrüche waren bei Françoise-Marie keine Seltenheit.
Dass nicht sie, sondern die Halbschwester Marie-Anne, der Liebling des Vaters war, machte sie rasend. Daher verbündete sie sich mit ihrer leiblichen Schwester, der Mademoiselle de Nantes, um Marie-Anne unaufhörlich beim Vater zu kritisieren.
Françoise Marie (1692, Pierre Gobert)
Françoise Marie, 1701
Weiterhin machte sie sich einen Spaß daraus, die Eskapaden ihres Gatten threatralisch beim König zu verpetzen. Sie wusste ja von vornherein um die Untreue ihres Mannes, dennoch beklagte sie sich pausenlos bei ihrem Vater und beschwörte damit ein Unglück hervor: Der König beschwerte sich schließlich bei seinem Bruder Philippe I. d'Orléans über das Verhalten des Neffen. Daraufhin wurde eine derart schlimme Diskussion entfacht, dass der Herzog von Orléans wegen der enormen Aufregung einen Schlaganfall erlitt und am 09.06.1701 verstarb.
Mit dem Tod des Herzogs übernahm Françoise-Maries Ehemann dessen Titel und wurde als Philippe II. d'Orléans der neue Herzog von Orléans. Françoise-Marie war nun die Duchesse d'Orléans.
Trotz der lieblosen Ehe schenkte die Duchesse ihrem Gatten acht Kinder, darunter einen Sohn.
Françoise Marie (1692, François de Troy)
Auch das Verhältnis zwischen Françoise-Marie und ihrer älteren Schwester Louise-Françoise, der Mademoiselle de Nantes, machte eine schwere Phase voller Eifersucht durch:
Als die Verheiratung von Charles de Berry, dem jüngsten Enkels des Königs, anstand, kämpften beide Schwestern wie besessen darum, dass eine ihrer Töchter als Heiratskandidatin gewählt wird.
Françoise-Marie sah ihre Tochter Marie Louise Elisabeth für diese Ehe vor, Louise-Françoise ihre Tochter Louise-Elisabeth.
Aus diesem Schwesternkrieg ging Françoise-Marie schließlich als Siegerin hervor; ihre Tochter Marie Louise Elisabeth heiratete 1710 den Duc de Berry.
Françoise Marie mit ihrer Schwester, der Mademoiselle de Nantes (Claude-François Vignon)
Das Verhältnis zwischen Françoise-Marie und ihren Töchtern war katastrophal, zumal diese den Charakter der Mutter erbten. Die Beziehung zu Marie Louise Elisabeth war besonders schlecht. Diese warf ihrer Mutter vor, ein Bastard zu sein, und dass sie sich schäme, ihre Tochter zu sein.
Nun war das Verhältnis der Tochter zum Vater im Gegenteil dazu besonders gut. Philippe II. d'Orléans liebte diese Tochter abgöttisch und verfuhr umso härter mit der Mutter, um der Tochter zu gefallen.
Françoise Marie, 1710
Durch den Tod des Sonnenkönigs, am 01.09.1715, wurde dessen Urenkel als Louis XV. der neue König von Frankreich.
Da Louis XV. erst fünf Jahre alt war, hatte der alte Sonnenkönig Françoise-Maries Ehemann, den Duc d'Orléans, testamentarisch zum Regenten bestimmt.
Am 02.12.1723 starb der Herzog von Orléans. Seine Witwe zog sich daraufhin auf Château de Saint-Cloud zurück, residierte später aber wieder im Palais Royal.
Bald darauf versöhnte sie sich wieder mit ihrer älteren Schwester.
Zum neuen König, dem jungen Louis XV., hatte Françoise-Marie wie auch ihre Schwester ein sehr gutes Verhältnis.
Die Duchesse d'Orléans verstarb am 01.02.1749.
Sonstige Infos zur Zweiten Mademoiselle de Blois:
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