3-1 Philippe Orleans

Philippe I. de Bourbon
Duc d’Orléans, «Monsieur»

(21.09.1640 - 09.06.1701)

Philippe I. de Bourbon (Michel Corneille)



Philippe kam am 21.09.1640 als zweiter Sohn des Königs Louis XIII. und der Königin Anne d'Autriche zur Welt.

Durch den frühen Tod seines Vaters 1643, lernte Philippe diesen nie richtig kennen. Sein älterer Bruder Louis wurde nach dem Tod des Vaters als Louis XIV. König von Frankreich.
Die Kindheit des Prinzen wurde durch innerpolitische Unruhen (Fronde) getrübt; es war eine Zeit, in der die Königinmutter Anne mit aller Kraft den Thron für ihren ältesten Sohn verteidigte.

1661 wurde Philippe mit Henriette Anne Stuart d'Angleterre, auch Minette genannt (1644-1670), verheiratet. Diese war die Tochter von Charles I. von England und Philippes Tante Henriette de France (Tochter Henris IV.).
Henriette Anne lebte aber wegen des Englischen Bürgerkrieges seit ihrer zweiten Lebenswoche mit ihrer Mutter in Paris im Exil.
Nach der Wiederherstellung der englischen Königswürde wurde Henriette 1660 doch noch eine "gute Partie" und so ergab sich schließlich die Vermählung mit ihrem Cousin Philippe I. d'Orléans, dem Bruder des französischen Königs Louis XIV.

  
links: Philippe (re.) mit Bruder Louis XIV. (unbek. Künstler)
rechts: Philippe mit einem Bild von Henriette

Die Ehe von Philippe und Henriette war jedoch alles andere als glücklich.
Es heißt, Philippe sei als Kind absichtlich feminin erzogen worden, um zu verhindern, dass aus ihm ein potentieller Thronanwärter wurde - zu bewusst war noch der Kampf um die Macht von Louis XIII., dessen Bruder Gaston heftig intrigierte.
Philippes schon früh aufgezeigtes feminines Verhalten, die Bevorzugung des großen Bruders sowie die Tatsache, dass sein Bruder ihn später von der aktiven Politik und sämtlichem Einfluss auf die Regierung ausschloss, führten bei Philippe mehr und mehr zu Frustrationen. Diese Unzufriedenheit versuchte er, mit einem ausschweifenden Lebensstil zu kompensieren. Zudem hielt er sich einen Hof mit Günstlingen und neigte zur Homosexualität.

Für Philippe, der eine offene homosexuelle Beziehung mit dem Chevalier de Lorraine führte, war die arrangierte Heirat mit Henriette absolut ungewollt.
Dennoch kam er seinen ehelichen Pflichten nach und schwängerte seine Frau in zehn Jahren achtmal.
Von diesen Kindern (» Übersicht) erreichten jedoch nur zwei das Erwachsenenalter.

Henriette verstarb am 30.06.1670 unerwartet und unter großen Qualen. Die Autopsie ergab zwar eine Kolik, Gerüchten zufolge jedoch sollen die Ärzte bestochen worden sein. Denn viel beliebter war die Vermutung, man habe der Prinzessin - wenige Tage bevor sie starb - auf Befehl des Chevaliers de Lorraine, dem Liebhaber ihres Mannes, ein Gift verabreicht.

1671 heiratete Philippe in zweiter Ehe Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1652-1722), auch Liselotte von der Pfalz genannt, die Tochter des Kurfürsten Karl I. von der Pfalz.
Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor (» Übersicht), von denen zwei das Erwachsenenalter erreichten.

Auch das Verhältnis zu seiner zweiten Frau war kühl, das Paar lebte am Hofe des Sonnenkönigs eher neben- als miteinander.

Am Abend des 08.06.1701 hatte Monsieur einen heftigen Streit mit seinem Bruder, dem König. Angestachelt von Louis' legitimierter Tochter, Françoise Marie, beanstandete der König das ehebrecherische Verhalten von deren Gatten, Philippe II. d'Orléans, dem Sohn von Monsieur.
Nach dem Dinner begab sich der Herzog nach Saint-Cloud. In der Nacht erlitt er, offenbar wegen der Aufregung vom Abend, einen Schlaganfall und fiel ins Koma.
Am Folgetag, dem 09.06.1701, verstarb Philippe an den Folgen des Schlaganfalls.



Sonstige Infos zu Philippe I. d'Orléans:


Philippes Tochter Elisabeth Charlotte (aus zweiter Ehe mit Liselotte von der Pfalz) heiratete am 13.10.1698 in Fontainebleau den Herzog Leopold Joseph von Lothringen (1679-1729).
Am 08.12.1708 brachte Elisabeth Charlotte einen Sohn, Franz Stephan, zur Welt. Dieser wiederum heiratete am 12.02.1736 die Erzherzogin Maria Theresia von Österreich (1717-1780). Franz Stephan wurde später als Franz I. Stephan von Lothringen der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Elisabeth Charlotte d'Orléans war also die Schwiegermutter von Kaiserin Maria Theresia von Österreich sowie Großmutter väterlicherseits der späteren Königin Marie Antoinette von Frankreich (1755-1793).
Somit war König Louis XIII. (Großvater von Elisabeth Charlotte d'Orléans) Marie Antoinettes Ur-Ur-Großvater.


         


 

rechtlicher Hinweis:
Texte (Copyright) © MariaAntonia 2008-2017

Nach oben