Königreich Navarra
Das ehemalige und bis 1589 unabhängige Königreich Navarra befand sich im westlichen Pyrenäenraum.
Im Jahr 1234 geriet Navarra unter französischen Einfluss, als der französische Graf Theboald IV. von Champagne (frz.: Thibauld IV de Champagne, 1201-1253) seinem erbenlosen Onkel, König Sancho VII. von Navarra (1154-1234) aus dem Haus Jiménez, als König Theobald I. von Navarra (frz.: Thibaut I de Navarre) auf den Thron Navarras folgte.
Könige/innen von Navarra |
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1234 - 1253 |
Thibaut I de Navarre • Neffe und Erbe von König Sancho VII. von Navarra (1154-1234) aus dem Haus Jiménez Aus seiner dritten Ehe mit Margarete von Bourbon-Dampierre (1211-1256) stammten die Thronerben Thibaud II de Navarre und Henri I de Navarre. |
1253 - 1270 |
Thibaud II de Navarre • Sohn des königlichen Vorgängers, König Thibaut I de Navarre 1255 heiratete er Isabelle de France (1242-1271), die Tochter des französischen Königs Louis IX.
1270 begleitete er gemeinsam mit Gattin Isabelle den Schwiegervater beim Siebten Kreuzzug nach Tunis, als eine schlimme Seuche (Ruhr) das Heer befiel. König Louis IX, König Thibaud II und seine Gemahlin Königin Isabelle erkrankten an der Ruhr und verstarben während des Kreuzzugs. |
1270 - 1274 |
Henri I de Navarre • Bruder des königlichen Vorgängers, König Thibaut II de Navarre
1269 heiratete er Blanche d'Artois (1248-1302), eine Nichte des frz. Königs Louis IX. |
1274 - 1305 |
Jeanne I de Navarre
• Tochter des königlichen Vorgängers, König Henri I de Navarre Unter der Regentschaft ihrer Mutter Blanche wurde das Reich der minderjährigen Königin Jeanne von Aufständen heimgesucht. König Philippe III von Frankreich (1245-1285) stellte daraufhin die Königin von Navarra und die Königinmutter unter seinen persönlichen Schutz und unterband die Unruhen in Navarra. Als Gegenleistung wurde die 11-jährige Jeanne I de Navarre 1284 mit dem frz. Thronfolger Philipp dem Schönen (1268-1314, König Philippe IV de France) vermählt.
Aus der Ehe stammten die Thronerben und Könige: |
Durch die Vermählung der Königin Johanna I. von Navarra 1284 mit dem französischen Thronfolger Philipp dem Schönen kam es zur Verbindung des Königreichs Navarra mit dem Königreich Frankreich.
Philipp der Schöne wurde als Ehemann der Königin von Navarra als König Philippe I de Navarre aufgeführt. Mit dem Tod seines Vaters 1285 wurde Philippe zudem König von Frankreich - als König Philippe IV de France.
Die Erben des Königpaares tragen fortan den Titel Könige von Frankreich und Navarra trugen.
bis 1305 |
Philippe I de Navarre
Königin Jeanne starb im Jahr 1305. Ihr Thronrecht ging daher im selben Jahr auf den ältesten Sohn Louis über. |
1305 - 1316 |
Louis I de Navarre • Sohn des Königspaares Jeanne und Philippe IV von Frankreich und Navarra
Nach dem Tod seiner Mutter Jeanne in 1305 folgte er dieser auf den Thron von Navarra.
1305 heiratete er in erster Ehe Margarete von Burgund. Aus dieser Ehe stammte die Tochter Jeanne (1311-1349) - als Jeanne II spätere Königin von Navarra. |
1316 |
Jean I de Navarre et de France • Sohn des königlichen Vorgängers
Als König Louis X de France et de Navarre am 05.06.1316 überraschend verstarb, hinterließ er seine Tochter Jeanne aus erster Ehe sowie seine schwangere zweite Gemahlin, Königin Klementine. Nur fünf Tage nach seiner Geburt verstarb der kleine König. |
1317 - 1322 |
Philippe II de Navarre • Onkel des königlichen Vorgängers
Nach dem Tod seines Neffen Jean I Ende 1316, ließ sich Philippe als Philipp II. von Navarra bzw. als Philipp V. von Frankreich zum König krönen.
1307 hatte der König Johanna von Burgund geheiratet. Aus der Ehe stammten zwar Kinder, jedoch keine männlichen Erben, die den Vater überlebten. |
1322 - 1328 |
Charles I de Navarre • Bruder des königlichen Vorgängers
Der König war dreimal verheiratet. Die männlichen Nachkommen starben jedoch bereits im Kindesalter. |
Der Thron von Frankreich fiel also im Jahre 1328 (unter Berücksichtigung der Lex Salica) an Philipp von Valois (nun: Philippe VI de France), den Cousin 1. Grades des verstorbenen Königs, und mit ihm übernahm die Dynastie der Valois die Herrschaft über Frankreich.
Der Thron von Navarra hingegen, auf den Philippe de Valois kein Erbrecht hatte, fiel nunmehr endlich an die bislang übergangene Jeanne (Tochter von König Louis X und Nichte der Könige Philippe V und Charles IV von Frankreich) als Jeanne II de Navarre.
Philippe d'Évreux, ein wie Philippe de Valois gleichberechtigter Thronerbe von Frankreich, hatte bereits 1318 eben diese Jeanne geheiratet. Sein fehlender Ehrgeiz und Einfluss sorgten letztendlich dafür, dass Philippe de Valois den französischen Thron erhielt.
Als Ausgleich wurde nunmehr seine Gemahlin Jeanne als rechtmäßige Erbin des Thrones von Navarra anerkannt.
Nachfolgend kam es also wieder zur Trennung der beiden Königreiche; die französischen Könige bleiben in der weiteren Übersicht damit außen vor:
1328 - 1349 |
Jeanne II de Navarre
Die beiden heirateten 1318. König Philippe wurde 1343 während seiner Teilnahme an der Rückeroberung der Iberischen Halbinsel (sog. Reconquista) tödlich verwundet; seine Gemahlin Jeanne II starb 1349 an der Pest. |
1349 - 1387 |
Charles II de Navarre Charles II von Navarra heiratete 1352 Prinzessin Jeanne de France (1343-1373), eine Tochter von König Jean II von Frankreich. Der Ehe entstammten acht Kinder, darunter der königliche Nachfolger Charles III von Navarra. |
1387 - 1425 |
Charles III de Navarre 1375 heiratete er Eleonore von Kastilien (nach 1363-1416), die Tochter von König Heinrich II von Kastillen. Der Ehe entstammten acht Kinder, jedoch überlebten nur zwei Mädchen den Vater, darunter die Thronerbin Blanka. |
1425 - 1441 |
Blanche I de Navarre In erster Ehe heiratete Blanka 1403 Martin I. den Jungen, König von Sizilien (1374-1409). Die beiden hatten einen Sohn, Martin (1406-1407). In zweiter Ehe heiratete sie 1420 Jean d'Aragon (1398-1479). Der Ehe entstammten vier Kinder, darunter drei zukünftige Könige/innen von Navarra. |
1425 - 1479 |
Jean II de Navarre • Ehemann von Königin Blanka I. von Navarra
Bis zum Tod seiner Gemahlin Blanka in 1441 war er durch Heirat rechtmäßiger König von Navarra.
1444 heiratete er in zweiter Ehe Juana Enríquez (1425-1468). Aus dieser Ehe stammte der Sohn Ferdinand, der spätere König Ferdinand II. von Aragón (1452-1516). 1458 erbte Jean von seinem Bruder den Thron von Aragón. |
(1441 - 1461) |
Charles IV de Navarre • Sohn von Königin Blanche I de Navarre und König Jean II de Navarre
Charles war mit dem Tod seiner Mutter in 1441 der eigentlich rechtmäßige König von Navarra.
Seine 1439 geschlossene Ehe mit Agnes von Kleve (1422-1446) blieb kinderlos. |
(1461 - 1464) |
Blanche II de Navarre • Tochter von Königin Blanche I de Navarre und König Jean II de Navarre
1440 heiratete sie Heinrich IV. von Kastillen (1425-1474). Die Ehe wurde nie vollzogen und 1453 vom Papst aufgelöst. Als 1461 ihr Bruder Charles starb, folgte sie ihm de facto auf den Thron von Navarra - doch ihr Vater hielt seinen Kindern bekanntlich das Thronrecht vor und blieb illegal König. 1464 wurde Blanka vergiftet; im Verdacht standen ihr Vater und die jüngere Schwester Eleonore, die nun rechtmäßige Thronerbin wurde. |
(1464 - 1479) |
Eleonore de Navarre (02.02.1426 - 12.02.1479) • jüngste Tochter von Königin Blanche I de Navarre und König Jean II de Navarre
De facto war sie nach dem Tod ihrer Schwester Blanka II. von Navarra im Jahr 1464 die rechtmäßige Königin von Navarra. 1436 hatte Eleonore Gaston IV. de Foix-Béarn (1422-1472) geheiratet. Aus der Ehe stammten 10 Kinder. Gemeinsam mit ihrem Gemahl hatte Eleonore ihren Vater Jean II beim Erhalt seiner Krone von Navarra gegen ihre älteren Geschwister unterstützt. Als Dank änderte der Vater 1455 das Thronfolgerecht und setzte Eleonore als Thronerbin ein. Nach dem Tod ihres Gatten, erlangte Eleonore 1476 die Erlaubnis ihres Vater, ihren Enkel François Phébus zu ihrem Erben ernennen zu dürfen.
Nach dem Tod ihres Vaters am 19.01.1479, wurde Eleonore am 28.01.1479 zur Königin von Navarra gekrönt. |
1479 - 1483 |
François Phébus de Navarre • Enkel von Königin Eleonore von Navarra
Sein Vater, Gaston de Foix (1444-1470), war der älteste Sohn von Königin Eleonore von Navarra. Der junge König wurde 1483 beim Flötenspiel vergiftet. |
1483 - 1512/17 |
Catherine de Navarre • Schwester von König François Phébus de Navarre Nach dem Tod ihres Bruders 1483, folgte Catherine diesem auf den Thron von Navarra. Bis 1494 stand sie unter der Regentschaft ihrer Mutter Madeleine von Frankreich (1443-1495), der Schwester von König Louis XI de France. 1484 heiratete sie Jean d'Albret (1469-1516, durch Heirat Jean III de Navarre). Aus der Ehe entstammten 13 Kinder, darunter der Thronerbe Henri II de Navarre. |
1512 wurde das Königspaar von König Ferdinand II. von Aragón, der eigene Erbansprüche vertrat, vertrieben. Dieser vereinnahmte das südliche Navarra (Haute-Navarre), das von 1512 bis 1702 nunmehr von spanischen Vizekönigen von Navarra verwaltet wurde.
Das nördliche Navarra (Nieder-Navarra bzw. Basse-Navarre) blieb im Besitz der Könige von Navarra, daher lasse ich das für Frankreich verlorene südliche Navarra nunmehr außer Betracht:
1517 - 1555 |
Henri II de Navarre • Sohn von Königin Catherine und Jean III de Navarre
1526 heiratete er Marguerite d'Angoulême (1492-1549), die Schwester von König Franz I. von Frankreich. |
1555 - 1572 |
Jeanne III de Navarre • Tochter von König Henri II de Navarre 1541 heiratete sie in erster Ehe Herzog Wilhelm V. Herzog von Jülich-Kleve-Berg (1516-1592). Die Ehe wurde jedoch nicht vollzogen und 1545 annulliert.
1548 heiratete Jeanne in zweiter Ehe einen französischen Prinzen von Geblüt: Antoine de Bourbon (1518-1562), Duc de Vendôme et de Beaumont. |
1572 - 1610 |
Henri III de Navarre • Sohn von Königin Jeanne III de Navarre Mit dem Tod seiner Mutter 1572 wurde Henri als Henri III König von Navarra.
Als 1584 sämtliche französische Thronerben gestorben waren, rückte Henri de Navarre plötzlich als Thronfolger Frankreichs nach. Nachdem Henri 1593 (protestantisch) entgültig zum Katholizismus übertrat und so für den kirchlichen Frieden sorgte, wurde er 1594 als Henri IV zum König von Frankreich gekrönt. Er vereinigte damit wieder die beiden Königreiche Frankreich und Navarra. 1599 heiratete der König die reiche Medici-Erbin Marie de Médicis (1575-1642). Das Paar hatte sechs Kinder, darunter den Thronerben Louis XIII. Der König wurde 1610 ermordet. |
Nachdem Henri IV im Jahre 1589 König von Frankreich wurde, erfolgte 1607 die erneute Verbindung des Königreichs Navarra mit dem Königreich Frankreich (Personalunion) und die französischen Könige trugen fortan wieder den Titel eines Königs von Frankreich und Navarra.
1610 - 1643 |
Louis II de Navarre Louis XIII war der Sohn von König Henri IV.
Per Edikt von 1620 wurde Nieder-Navarra mit dem frz. Königreich vereint und verlor seinen Status als eigenständige Gebietskörperschaft. |
1643 - 1715 |
Louis XIV de France et de Navarre |
1715 - 1774 |
Louis XV de France et de Navarre |
1774 - 1792 |
Louis XVI de France et de Navarre |
1792-1814:
Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 wurde die (seit 1791 konstitutionelle) Monarchie im Jahr 1792 abgeschafft und die Republik ausgerufen.
Nach einigen Umschwüngen (Direktorialzeit bis 1799, Konsulat bis 1804 sowie Napoleons Kaisertum bis 1814), kehrten 1814 die Bourbonen unter König Louis XVIII zurück nach Frankreich:
1814-1824 |
Louis XVIII de France et de Navarre |
1824-1830 |
Charles X de France et de Navarre |
Seit 1830:
Mit dem Ausbruch der Julirevolution am 27.07.1830 endete die Herrschaft des Hauses Bourbon - der nachfolgende Bürgerkönig Louis-Philippe aus dem Haus Bourbon-Orléans führte den Titel "Roi de Navarre" nicht mehr.
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